Kauf ESS Tech

Handlungsempfehlung:
Kaufen Sie die Aktie von ESS Tech (ISIN: US26916J1060).


Liebes Mitglied,

die Infrastruktur des US-Stromnetzes hält nicht ewig. Derzeit beträgt die Nutzungsdauer eines typischen Stromnetzes etwa 40 bis 50 Jahre, bevor es ersetzt werden muss. In den USA ist genau das zurzeit ein großes Problem. Etwa 70 Prozent der Infrastruktur ist älter als 25 Jahre, wobei die meisten dieser Netze in den 1960er und 70er Jahren gebaut wurden.

Mit anderen Worten: Diese veralteten Netze sind nicht in der Lage, den heutigen Energiebedarf zu decken. Aus diesem Grund hat die American Society of Civil Engineers die Energieinfrastruktur des Landes mit der Gesamtnote D+ bewertet. Zu Deutsch: Lediglich mit einer 4+, was für die heutigen Bedürfnisse als gerade so ausreichend gilt.

Das veraltete Stromnetz hat teilweise bereits Probleme, den täglichen Strombedarf der Kunden zu jeder Zeit zu decken. Problematisch ist das insbesondere deswegen, weil eine neue Welle an Elektroautos dem Netz zukünftig noch mehr abverlangen dürfte.

Zwischen 2013 und 2021 ist die durchschnittliche Dauer eines Stromausfalls in den USA von etwa dreieinhalb Stunden auf mehr als sieben Stunden angestiegen. Das zeigen inzwischen auch die Daten der EIA.

Auch die Häufigkeit der Stromausfälle stieg von 1,2 Ereignissen je Kunde auf 1,42 Ereignisse im Jahr. Und auch durch die zunehmend extremen Wetterlagen der vergangenen Jahre gehen die derzeitigen Prognosen davon aus, dass zwei Drittel der USA mittlerweile von regelmäßigen Stromausfällen bedroht sind.

Unter Berücksichtigung der Belastung durch Elektrofahrzeuge schätzt das Pacific Northwest National Laboratory, dass das US-Stromnetz lediglich 24 Millionen Elektrofahrzeuge kompensieren kann. Dabei handelt es sich sogar nur um kleine  Elektrofahrzeuge – SUVs und Trucks wie der Ford F-150 Lightning oder Elektrobusse wurden hier ausgeklammert.

Eine Lösung für dieses Problem sind netzweite Batteriespeichersysteme (BESS). Diese Systeme sammeln und speichern die von Kraftwerken in Schwachlastzeiten erzeugte Energie und leiten sie in Spitzenlastzeiten an das Stromnetz weiter.

Auf diese Weise können sie vorübergehend Teile des Stromnetzes ersetzen, während die veralteten Stromnetze durch neue Infrastrukturen ersetzt werden. Langfristig werden sogenannte BESS ein notwendiger Bestandteil des Netzes sein, wenn wir mehr erneuerbare Energiequellen zur Gesamtleistung der Stromerzeugung hinzufügen.

Wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht weht oder das Stromnetz ausfällt, kann ein BESS die zu viel produzierte Energie aus Schwachlastzeiten entsprechend wieder freigeben, um in Spitzenlastzeiten den Bedarf trotz niedriger Stromerzeugung auszugleichen.

Dieser Bedarf ist inzwischen überaus real. Derzeitige Prognosen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte der neuen Kapazitäten bei der Stromerzeugung, die im Jahr 2023 in das US-Stromnetz eingespeist werden, aus der Solarenergie stammen.

Das heißt: Es muss Lösungen geben, die im Zweifel Energie speichern und dann freigeben, wenn sie wieder benötigt wird. Egal, ob die Sonne scheint – oder eben nicht.

Die BESS werden auch ein Wegbereiter für die politischen Klimaziele. Das Weiße Haus hat das Ziel erklärt, bis zum Jahre 2030 80 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen solche Batteriespeichersysteme im gesamten nationalen Stromnetz installiert werden.

Es ist daher eine ziemlich simple Prognose, dass solche Batteriespeicherlösungen auch zukünftig verstärkt installiert werden müssen. Es geht hierbei schließlich um die nationale Energiesicherheit.


Mehrere Unternehmen stellen Batteriespeichersysteme mit verschiedenen Batterietypen her. Die mit Abstand beliebteste ist die Lithium-Ionen-Batterie, die derzeit rund 90 Prozent der Netzspeichersysteme ausmacht.

Diese Lithium-Ionen-Batterien sind jedoch mit gewissen Problemen verbunden. Sie besitzen lediglich eine Lebensdauer von sieben bis zehn Jahren und sind nicht gerade die umweltfreundlichste Lösung. Neben Lithium benötigen die Batterien nämlich auch seltene und giftige Metalle, die in großen Mengen abgebaut werden müssen. Zudem existieren nicht viele umweltfreundliche Lösungen, wie die Lithium-Ionen-Batterien nach ihrer Lebensspanne entsorgt werden können.

An dieser Stelle kommt die erste Aktienempfehlung ins Spiel: ESS Tech.

Aufgrund der vielfältigen Probleme mit Lithium-Ionen sind viele Anbieter dabei, an Alternativen zu arbeiten. Die bisher umweltfreundlichste Option sind die sogenannten Eisenflussbatterien von ESS Tech.

Diese Batterien verwenden gängige Materialien wie Eisen, Salz und Wasser als Elektrolyte und bieten eine umweltfreundliche Lösung, die sogar zwei Jahrzehnte an Lebensdauer vorweisen kann. Die Gesamtkapazität des US-Marktes für Batteriespeichersysteme beläuft sich auf 274 Gigawattstunden (GWh). Bis 2025 sollen weitere 121 GWh Kapazität hinzukommen.

Lassen Sie uns das in einen nicht so technischen Kontext setzen: Ein Batteriesystem mit einer Leistung von 1 GWh kann 876.000 US-Haushalte eine Stunde lang mit Strom versorgen. Von den oben genannten 274 GWh entfallen 34 GWh auf die kurzfristige Batteriespeicherung (mit einer Speicherdauer von 0 bis 3 Stunden), während 125 GWh auf eine langfristige Batteriespeicherung (12+ Stunden) ausgelegt sind.

ESS Tech zielt jedoch darauf ab, den Markt für mittelfristige Batteriespeicher (3 bis 12 Stunden) zu bedienen. Der Markt hat ein Potenzial von bis zu 115 GWh. Mit dem Produkt Energy Warehouse für kommerzielle Anwendungen und seinem Produkt Energy Center für Versorgungsnetze ist das Unternehmen bereits auf einem guten Weg.

Im Raum stehen 42.965 Prozent Wachstum bis 2026

ESS Tech ist noch ein junges Unternehmen und hat gerade erst begonnen, Umsätze zu generieren. Seit dem Börsengang mithilfe eines SPAC im Jahr 2021 hat das Unternehmen 46 Projekte angekündigt. Derzeit ist das Unternehmen in der Umsetzungsphase der besagten Projekte.

Tatsächlich hat das Unternehmen im Jahr 2022 nur 894.000 US-Dollar an Umsatz generiert – weit unter den ausgegebenen Prognosen von 1,99 Mio. US-Dollar. Das führte auch dazu, dass die Aktie um 75 Prozent im vergangenen Jahr gefallen ist. Das Management erwartet jedoch, dass der Umsatz bis auf 385 Millionen US-Dollar im Jahre 2026 wächst.

Dieses Wachstum mag zwar ungewöhnlich rasant erscheinen. Aber das Unternehmen verfügt über einige Katalysatoren, die dabei helfen sollten, diese ambitionierten Prognosen zu erreichen.

So produziert ESS Tech ausschließlich innerhalb der USA. Das ermöglicht dem Unternehmen, Fördergelder im Rahmen des Inflation Reduction Act zu erhalten. Dieser zielt unter anderem auch darauf ab, das US-Stromnetz zu renovieren und mit erneuerbaren Energien zu versorgen.

Der Aspekt der heimischen Produktion dient in gewissem Maße auch als Marketinginstrument und macht das Unternehmen zu einem bevorzugten Lieferanten für viele Versorgungsunternehmen in den USA. Viele Versorger wollen sich ebenfalls durch Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Hersteller für staatliche Fördermittel qualifizieren.

ESS Tech profitiert zudem auch von der Art und Weise, wie man letztlich produziert. Das Unternehmen hat vor kurzem seine Produktionslinie in seiner Produktionsstätte in Wilsonville, Oregon, vollständig automatisiert. Im Vergleich zu den ursprünglichen halbautomatischen Produktionslinien erhöht die neue vollautomatische Linie die Arbeitsproduktivität bei der Herstellung von Batteriemodulen um den Faktor 2 bis 3.

Aber es gibt weitere gute Nachrichten. Das Unternehmen hat kürzlich einen umfangreichen Liefervertrag mit LEAG, einem großen deutschen Energieversorger, über ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von zunächst 500 MWh unterzeichnet.

Diese erste Phase wird ESS Umsätze in Höhe von 100 Millionen US-Dollar einbringen und eröffnet die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit LEAG bei zukünftigen Projekten. LEAG plant, im Rahmen seines Gesamtprojektes zwei bis drei GWh an Speicherkapazität zu errichten.

Weitere operative Möglichkeiten sind ebenfalls denkbar. ESS plant, seine Lösungen zukünftig auch auf andere Bereiche des Stromnetzes auszuweiten.

All dies sind zwar gute Nachrichten. Doch bevor man in die Aktie von ESS Tech investiert, sollte man definitiv bedenken, dass es sich um ein junges Unternehmen mit einem brandneuen Produkt handelt.

Bei einem Kurs von rund 1,50 US-Dollar wird das Unternehmen derzeit mit einer Marktkapitalisierung von rund 233 Millionen US-Dollar bewertet. Wenn das Unternehmen im Jahr 2024 einen Umsatz von 86 Millionen US-Dollar erreicht, so läge selbst das Kurs-Umsatz-Verhältnis im Jahre 2024 noch bei einem Wert von mehr als 2.

Die derzeitigen Prognosen rechnen außerdem damit, dass selbst im Jahre 2024 der Nettoverlust je Aktie bei 0,55 US-Dollar liegen dürfte. Erst ab dem Jahre 2026 ist Profitabilität – nach dem derzeitigen Stand der Prognosen – möglich.

Aber wenn es ESS Tech gelingen sollte, bis zum Jahre 2027 das Nettoergebnis je Aktie auf 0,52 US-Dollar zu steigern, dürfte eine Neubewertung im Raum stehen. In diesem Szenario gehe ich davon aus, dass die Aktie einen Kurs von 10 US-Dollar erreichen wird, was in etwa einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20 entsprechen würde.

Die Aktie von ESS Tech ist eine überaus interessante Investition. Bedenken Sie jedoch, dass die Produkte neu sind, das Unternehmen ist gerade erst dabei, Umsätze zu generieren. Aber wenn die Investitionsthese aufgeht, dann sollte der Aktienkurs ein sehr großes Potenzial haben.